Melisse

Melisse am Beetrand im Frühlingsgrün

Melisse als „Herztrost“

Die Melisse hat es bei mir wie bei vielen Menschen zum gern gesehenen Gartenwanderer geschafft: Sie ist so wunderbar duftend. Reiben wir nur einmal an ihrem Blatt, steigt uns schon eine frisch-zitronige Brise in die Nase. Diesen Duft bescheren uns die Zitrusaromen des ätherischen Öls.

Weitflächig verteilt die Pflanze ihre Duftöle. Durch die Versamung in vielfacher Menge siedelt sie, wo es ihr gefällt. Nur ein rigoroser Schnitt vor der Samenbildung kann dies verhindern. Aber warum sollten wir dies tun? Auf ihre ätherischen Öle haben wir es doch abgesehen. Schließlich entspannen sie uns, muntern auf und machen uns widerstandsfähig.

Wirkstoffe

Das Kraut ist vielseitig einsetzbar. Sein Spektrum an Heilwirkungen ist groß. Die Heilkundigen vor Tausenden von Jahren erkannten dies schon. Auch die moderne Pharmazie erkennt ihre antivirale, antibakterielle Wirkung an.

Es schenkt uns seine Heilkräfte zur Linderung von Kopfschmerzen und Herzproblemen.

Mit den Wirkstoffen ätherisches Öl mit Zitronellaöl, Polyphenole, Flavonoide, Rosmarinsäure, Gerbstoffe, Triterpene und Bitterstoffe kann Melisse Entzündungen hemmen, den Blutdruck senken und den Schlaf fördern.

Gartennutzen

Melisse im Beet blühend

Als eingewanderter Südländer will sie es sonnig. Dabei ist sie aber anspruchslos und wächst auch im leichten Schatten.

Im Gegensatz zum Majoran habe ich in dem vielstieligen Grün noch keine Schnecken gefunden.

Sie blüht weiß und in Quirlen, die aus den Blattachsen wachsen. Diese weißen Miniblüten rechtfertigen die zwei Bezeichnungen der Melisse als Honigblume oder Bienenkraut.. Ihr Name mit griechischem Ursprung bezeugt ihre Beachtung als insektenanlockendes Kraut: „meli“ bedeutet im Griechischen das Wort Honig. Denn besonders die Honigbiene lockt sie an. Doch auch die anderen Insekten wie Schmetterlinge, Hummeln und Schwebfliegen umschwirren sie.

Sie ist ein Lippenblütler. Wir kennen diese Blüten von der Taubnessel, von der Minze und auch vom Salbei. Diese Blüten reißen ihre Mäulchen auf und laden die Insekten zum Hineinkriechen ein. Das tun sie nicht etwa, weil sie so gute Gastgeber sind. Die Wechselwirkung der Natur bringt´s auf den Punkt: Sie tun es einzig für ihre Bestäubung. So profitieren sowohl Pflanze als auch Insekt vom Blütenbesuch. Und wir auch!

Melisse als Heilpflanze

Die Heilkundige und Nonne Hildegard von Bingen aus dem 11. Jahrhundert zählte Melisse zu den wichtigsten Heilpflanzen.

Wenn ich mich bücke und ein Blättchen in die Hand nehme, stelle ich fest: Es ist herzförmig. Auf der Blattoberfläche sitzen die Drüsen, in denen das ätherische Öl enthalten ist. Gelehrte wie Paracelsus leiteten vom Aussehen der Pflanze, des Blattes, der Farbe oder der Wurzel ihre Heilwirkungen ab. Das nennt sich Signaturenlehre.

Herzblatt der Melisse

Im Fall von Melisse symbolisiert das herzförmige Blatt die heilende Wirkung auf Herz und Kreislauf. Paracelsus nannte das Kraut schon Mitte des 16. Jahrhunderts „Herztrost“: Es vertreibt die Schwermut.

Das Wunderbarste des Krautes brachte Paracelsus auf dem Punkt als er von der Pflanze als „Elixier des Lebens“ sprach: Melisse regt die Selbstheilungskräfte an. Sie stabilisiert und harmonisiert das vegetative Nervensystem. Diese beruhigende Wirkung hat Melisse auch auf unser Verdauungssystem. Die gängige Anwendungsart hierfür ist Tee.

Dem Titel „officinalis“ wird sie gerecht: Sie ist eine anerkannte und gelistete Heilpflanze. Karl V. gab die Anweisung zum Anbau des entspannenden und heilenden Krautes in den Klostergärten.

Ernte der Melisse

In meinem Garten, in meiner Küche, in meinem Kräuterschrank schätze ich die Melisse.

Im Sommermonat Juli hat das Kraut den höchsten Anteil an ätherischem Öl. Dann schaue ich regelmäßig, dass ich den Erntemoment nicht verpasse. Kurz VOR der Blüte muss dies geschehen.

Bei den ersten Ernten war ich nicht sorgfältig genug und habe das Kraut – weil es ja so gut riecht – in den Händen gedrückt. Mein unsensibler Druck verletzte die Blätter und ließ sie dunkelfleckig werden.

Jetzt ernte ich zum Trocknen eine Pflanze komplett ab. Dazu schneide ich das Kraut 10 cm über den Boden und lege es vorsichtig in einen Korb. Auf keinen Fall zerkleinere ich es, denn die Bruchstellen lassen das ätherische Öl entweichen.

Kleine Bündel hänge ich dann an einem luftigen, sonnenfreien Ort auf.

Da es beim Trocknen Aroma verliert, trockne ich nur einen Teil der Melisse. Den anderen lege ich in Öl, Essig und Salz ein, setze Tinkturen an und auch Likör.

Verwendung der Melisse

Melisse in Steinbeeteinfassung

Getrocknete Blätter gebe ich in einen Duftsack. In Kopfkissennähe genieße ich den Duft. Er trägt zum entspannten Schlaf bei. Das ist eine der Wirkungen, die uns die Melisse wertvoll macht. Die Inhaltsstoffe beruhigen und entspannen bei nervös bedingten Einschlafstörungen und innerer Unruhe.

Auch im Erfrischungsgetränk und als Tee verwende ich das Kraut.

Zu Fisch- und Fleischgerichten, vor allem auch in Soßen, verleiht es den Speisen einen frischen Geschmack. Jedoch soll es nicht mitkochen, da die ätherischen Öle verloren gehen.

Melisse ist vielseitig hilfreich. Sollte kein Garten oder kein Balkon zur Verfügung stehen, finden wir die Töpfe mit dem Kraut sogar im Supermarkt in der Kräuterecke. Selbst mit gekauftem Melissentee aus der Apotheke oder Drogerie können wir Positives für uns bewirken. Allein der Wille, uns entspannen zu wollen, muss vorhanden sein.

  • Innerlich wirkt es als Tee bei Magen-Darmbeschwerden, bei Herzklopfen, bei Herzbeschwerden und Depressionen. Gegen rauhen Hals und Husten wirkt der Tee ebenfalls.
  • Als Tee bei Nervosität wird 1 EL/3 TL frisches Kraut mit 250 ml Wasser überbrüht. Maximal 10 Minuten ziehen lassen. 3 mal täglich wird eine Tasse getrunken. 
  • Als Frauenkraut wird Melisse zu Recht bezeichnet und als Melissentee zur Linderung von Menstruationsbeschwerden getrunken.
  • Im Fachhandel ist Preßsaft aus frischem Kraut erhältlich. Er hilft bei nervösen Magen-Darm-Beschwerden.
  • So universell wie die Pflanze selbst, kann auch die Tinktur bzw. der Geist verwendet werden: Für den inneren Gebrauch von Erwachsenen (Alkoholgehalt 79%!) sind ein paar Tropfen in Wasser verdünnt bei Magenbeschwerden einzunehmen. Ich habe es selbst auf Auslandsreisen ausprobiert und es half. Die hochprozentige Tinktur „Klosterfrau Melissengeist“, die wir in den Drogeriemärkten kaufen können, wirkt noch immer. Die Nonne Maria Clementine Martin aus dem Orden der Karmeliterinnen hat Anfang des 19. Jahrhunderts auf der Grundlage der Tinktur der französischen Mönche des 16. Jahrhunderts die Herstellung von „Echtem Melissenwasser“ vervollkommnet und ihn vermarktet. Eingenommen werden 1-3 mal täglich 5-10 ml.
  • Frische Blätter der Melisse wirken kühlend und schmerzstillend bei Bienen- und Wespenstichen; auch zur Einreibung der Schläfen bei Kopfschmerzen.
  • Umschlag aus Melissentee hilft bei Beulen, Blutergüssen, Insektenstichen und Nervenentzündungen. Ein Tuch wird mit Melissentee begossen, ausgewrungen und über die entsprechende Stelle gelegt.
  • Ins Bad gebe ich ätherisches Öl tropfenweise; dann sollte ein Schuß Sahne oder Milch hinzugefügt werden, da das Öl nur fettlöslich, aber nicht wasserlöslich ist. Als Entspannungsbad für Geist und Muskeln, auch bei kreisenden Problem-Gedanken, koche ich Melisse als Sud auf. Ich gebe ihn ins Badewasser. Den Badezusatz kann man auch als Mischung aus grobkörnigem Meersalz und dem Kraut ansetzen.
  • Man könnte auch einen Balsam für die Füße herstellen. Dabei wirken die ätherischen Öle kühlend.
  • Getrocknete Blätter in ein Duftkissen oder Duftsäckchen geben und unter das Kopfkissen gelegt entspannen.
  • Melissenöl aus frischen Melissenblättern und hochwertigem Öl ergeben ein Massageöl oder eine wertvolle Grundlage für kosmetische Produkte wie Seife. Selbst gemachte Melissenseife trägt schon beim Reinigen zur Entspannung bei.
  • Melissentinktur hilft bei Insektenstichen und Rheuma. Als Einreibung nehme ich sie.
  • Als ätherisches Öl in der Duftlampe verwende ich sie im Raum. Die Konzentrationsfähigkeit wird gefördert, Kopfschmerzen gelindert.
  • Bei Kopfschmerzen können die Blätter an die Schläfen gerieben oder aufgelegt werden.
  • Bei Blutergüssen oder Insektenstichen wird Abhilfe geschaffen, indem die Blätter auf der schmerzenden Stelle verrieben werden.
  • Bei Muskelverspannungen kann Melissengeist bzw. „Klosterfrau Melissengeist“ auf ein Tuch geträufelt und aufgelegt werden, oder bei Rheuma kann die entsprechende Stelle eingerieben werden. Auch die Hautdurchblutung wird angeregt.
  • Ätherisches Melissenöl stark verdünnt und nur tröpfchenweise in das Gesichtswasser gegeben, verleiht einen frischen Teint.
  • Herpeslippenbalsam kann aus ätherischem Melissenöl oder Melissenöl indica hergestellt werden.

Wirkung

  • antibakteriell
  • antimykotisch
  • antiviral

Ernte

  • Vor der Blüte

Verarbeitung

  • Alkohol
  • Creme
  • Duft
  • Essig
  • Garten
  • Honig
  • Öl
  • Seife
  • Tee
  • Tinktur

Anwendung

  • Heilen
  • Kochen
  • Kosmetik

Rezepte