Nicht nur Frauenkraut
Nenne den Namen „Lavendel“ und allen weiblichen Gesprächspartnerinnen entfährt ein wohliges „ahhh“ und „hmmmm“. Warum? Ist Lavendel ein Frauenkraut? Brauchen speziell Frauen diese würzige Note, die dem geheimnisvollen Lila aus edlem Raureifgrau entströmt?
Vielleicht wollen Frauen bewusster entspannen und finden dafür das für sie passende Kraut im Lavendel. Man sagt ja, gegen alles Übel ist ein Kraut gewachsen.
Da aber auch Männer mit üblen Dingen kämpfen müssen, sei das ätherische Öl auch in Reichweite ihrer Nase aufgestellt. Es waren immerhin Mönche, Benediktinermönche, die den Lavendel aus der Mittelmeerregion in die deutschen Lande einführten.
Die körperliche Wirkung von Lavendel ist viel zu vielseitig, um sie nur uns Frauen zu gönnen. Lassen wir unsere Männer teilhaben und aneinander gesunden, denn Lavendel wirkt stark immunstimulierend, krampflösend, schmerzlindernd, blutdruckregulierend und schlaffördernd.
Auch die gegenseitige Massage mit Lavendelöl bringt für die Beteiligten Pluspunkte: MuskelVERspannungen ENTspannen wir.
Schlafstörungen können wir mit leichter Kopfmassage beseitigen.
Man sagt dem Lavendelöl auch eine aphrodisierende Wirkung nach, sei es im Badewasser oder als Beigabe zum Kopfkissen.
Antiker Name
In der Antike genoss man den Duft und die antiseptische Wirkung ganzkörperlich. Dem Badewasser gaben die Römer Lavendelblüten bei. So erklärt sich die schnöde lateinische Bezeichnung „lavare“ im Name dieses duftenden Gewächses. „Lavandula“ ist dem lateinischen „lavare“ entlehnt und bedeutet „waschen“.
Lavendelduft
Auf psychischer Ebene wirkt das ätherische Öl ausgleichend und beruhigend, auch angstlösend und antidepressiv. Es regt bei Erschöpfung an und erfrischt.
Je höher der Estergehalt, desto besser die Qualität. Gar nicht gut ist der Einsatz von Ölen, die billig sind, weil ihnen synthetischer Ester zugesetzt wurde. Deshalb gönnen wir uns nur das echte Lavendelöl „Lavendel fein“ oder „Lavendel extra“ aus dem Spezialversand.
Auch wichtig: Sehr sensible Personen könnten Nebenwirkungen durch den Duft erleiden.
Schon eine kurze Berührung meiner Hand an eine der Blütenähren des Halbstrauches genügt, um mir gute Bilder vor meinem inneren Auge zu spiegeln.
Die Schmetterlinge haben es erkannt, allen voran der große Kohlweißling. Sie baden im Duftrausch und sie berauschen sich an der Nahrung. Seine komplette Familie scheint der weiße Falter zum Lippenblütler zu schicken. Die die langen Rüssel entrollen sie, um sie in die glöckchenförmigen Blütenrispen zu stecken.
Wirkstoffe des Lavendels
Was macht Lavendel für uns so wertvoll?
160 Bestandteile sind für die körperliche und psychische Wirkung des Lavendels verantwortlich. Die Hälfte davon sind Ester, es folgen Monoterpenole und Monoterpene, auch Cumarine, Eugenol, aromatische Säuren, Gerbstoffe, Flavonoide und andere.
Natürlich hat die Kosmetikindustrie dies auch erkannt. Wie schön.
Und dennoch reizt es mich, aus dem Vollen zu schöpfen und mein eigenes Ding zu machen. Dann fülle ich die Lavendelblüten in viele Gefäße und fertige Lavendelöl, oder Lavendelessig, oder ich probiere eines der 100 Rezepte mal wieder durch und fertige mir eine Creme. Oder ich arbeite mit den fleißigen Bienen zusammen und peppe ihren Honig mit Lavendel auf. Auch einen Kräuterschnaps genehmige ich mir, in dem auf jeden Fall ein Stängel Lavendel steckt. Reinwaschen kann ich mich ja immer noch – mit Lavendelseife.
Lavendel Ernte
Selten finden wir eine Pflanze, die so viel gibt, und so wenig nimmt, wie Lavendel. Das mediterrane Kraut ist sehr pflegeleicht. Es braucht viel Sonne, wenig Wasser und nährstoffarmen Boden.
Wir ernten die Stängel mit den Lavendelblüten, wenn die Blüten noch nicht vollständig geöffnet sind. Das ist im Sommer, meist im Juli, der Fall. Dann ist der Gehalt an ätherischen Ölen am höchsten.
Für mich ist dies jedoch die Zeit, in der ich in meine gärtnerische Zwickmühle gerate. Gerade zu dieser Zeit fliegen auffällig viele futtersuchende Insekten ein. Sie schlürfen und schlabbern, was das Zeug hält, und ich – will sie nicht vertreiben. Und so verpasse ich manchmal den ersten und optimalen Schnitt und erwarte sehnsüchtig im August die zweite Chance zum Ernten.
Im Frühjahr, schon im Februar nach den Frösten, schneide ich auf jeden Fall stark gegen das Verkahlen zurück, also etwa bis zur Hälfte. Dabei spare ich nur das alte Holz aus.
Verarbeitung von Lavendel
Als Bündel hänge ich die geernteten Stängel zum Trocknen luftig auf oder lege sie in die Trockensäcke, die es zum Aufhängen zu kaufen gibt. Durch das Trocknen verstärkt sich das Lavendel-Aroma.
Und schon wieder bin ich am Leiden: Dann, wenn ich die Miniblüten vom Stängel abstreife, um sie in luftdichten Gefäßen zu lagern, ist der Duft fast narkotisierend für mich. Nach der Vielzahl der Stängel, die ich abstreifen muss, wird mir regelmäßig ein wenig schwummerig. Aber das scheint nur mir so zu gehen; eine Bekannte genießt diesen betörenden Duft sehr. Voller Hingabe geht sie im Abzupfen der Blütchen auf.
Lavendel als Nachbarpflanze
Als Gärtnerin bekam ich – symbolisch gesehen – eine Ohrfeige, als ich behauptete, dass Lavendel nicht zu Rosen gepflanzt werden sollte. Was kann schon die Logik gegen Brauchtum oder schöner Ansicht ausrichten? Jadoch, ich weiß, Lavendel verströmt seine Antibiotik nicht nur für sich selbst, sondern auch für seine Pflanzennachbarn. Jadoch, ich weiß, die Rosen profitieren von der Schädlingsbekämpfung durch ätherische Düfte des Lavendels. ABER, wenn Lavendel sehr gerne Schotter und Kiesboden hat, auf Nährstoffe gern verzichtet, lieber nur minimal Wasser schlürft, wie kann er dann mit meinen Rosengöttinnen harmonisieren? Die möchten am liebsten Düngestäbchen aufsaugen und möchten regelmäßig gute Wassergaben haben.
Mein Ausweg ist die Spezialbehandlung der Beetnachbarn. Nun sind sie traditionell nebeneinander gepflanzt, nun muss ich mich klug hinausmanövrieren. Ich gebe also der Rose gezielt Wasser an den Wurzelfuß und spare den Lavendel aus. Ich dünge also punktuell die Rosen und vermeide es, den Lavendel einzubeziehen. Aber Schachtelhalmbrühe oder Brennnesselkrautbrühe hat ja noch keinem geschadet. Die bekommen sie beide. Den akkuraten Schnitt benötigen dann auch wieder beide, die Rose stetig und der Lavendel nach der Blüte.
Wenn ich dann aber den Lavendel geschnitten habe, fliegt das Schnittgut nicht in den Kompostbehälter, sondern fungiert als Schädlingsbekämpfer. Ich nehme die Bündel und lege sie den Zaun entlang, um Schneckenzuwanderung zu hemmen. Außerdem zerschneide ich die Zweiglein und riesele die Abschnitte unter die Rose und andere Pflanzennachbarn.
Praktischer Einsatz Lavendels
In der weltweiten Krise des Corona Virus erlebte ich den ultimativen Kick des Hutziehens vor diesem Kraut. Da lese ich mich anfangs der pandemischen Krise wegen COVID-19 durch die Heilkräuter und jubiliere: Lavendeldampfbäder wirken antiviral für die Lungen und besänftigen die Atmungsorgane. Das musste die Verwandtschaft erfahren, Freunde auch, und der Mann musste ran und dampfbaden. Wir haben das Kraut in uns hinein geschnüffelt.
Doch vor uns wußten schon viele andere von der gesunderhaltenen Wirkung. Schon im Mittelalter beobachtete man, dass die gefürchtete Tuberkulose Menschen nichts anhaben konnte, die sich im Umfeld von Lavendeldüften aufhielten.
Auch Lavendelessig zur natürlichen Desinfektion habe ich angesetzt. Am Anfang der Krise war Desinfektionsmittel öfter ausverkauft. Also betupfte ich meine Hände und den Einkaufswagen während und nach dem Einkaufen ständig mit Lavendel-Essigwasser. Als ich mein mit Lavendelessig getränktes Tuch noch an der Kasse des Supermarktes in Reichweite hatte, wollte die Kassiererin den Alarmknopf drücken, weil sie Säurealarm vermutete: „Es riecht ja hier extrem nach saurem Ausgelaufenem.“ Ich schwenkte das Lavendeltüchlein und durfte in der Kaufhalle bleiben.
Sogar insektenabweisend wirkt der Duft! Auch den Kampf gegen Insekten können wir mit Lavendel gewinnen. Als Aromaöl in die Duftlampe gegeben, hält er Mücken fern.
- Lavendeltee gegen Magen-Darm-Koliken und Blähungen, gegen Asthma und Keuchhusten, bei Überreiztheit, nervösen Schlafstörungen, seelischen Verstimmungen.
- Lavendelsirup oder Lavendelzucker ergeben eine überraschende Geschmacksnote in Salaten oder Süßspeisen, oder auch Tee. Die ausgleichende Wirkung des Lavendels entfaltet sich auch in dieser Verwendung. Auch gut zu mischen im Sektgetränk oder für eine Limonade.
- Lavendelhonig für einen entspannenden und gesundheitlichen Tee. Nach einigen Wochen des Übergehens der Wirkstoffe in den Honig werden die Blüten ausgesiebt.
- Mit Weißweinessig können wir einen Kräuteressig aus Lavendelstielen und Blüten ansetzen. Nach rund vier Wochen Ansetzzeit seihen wir ab. Kleine Spritzer geben wir davon an Salate.
- Auch gut zum äußeren Gebrauch als Desinfiziermittel für die Hände oder im Reinigungswasser.
- Lavendelsäckchen aus dem Gartencenter oder dem Bastelshop füllen wir mit abgezupften Lavendelblüten und füllen regelmäßig neu nach.
- Die Lavendelsäckchen können auch als Duftsäckchen zwischen die Wäsche gelegt werden; früher verwendete man sie gegen Motten.
- Lavendelsud hilft gegen schlecht heilende Wunden, Verbrennungen inklusive Sonnenbrand, Schuppenflechte und Neuralgien.
- Lavendelessig können wir zur Einreibung gegen rheumatische Beschwerden verwenden.
- Der Essig hat kann wegen seiner desinfizierende Wirkung im Reinigungswasser verwendet werden.
- Als Essigspülung können wir ihn im Verhältnis 1:5 nach der Haarwäsche verwenden
- Bei Insektenstichen können wir Lavendelessig aufsprühen oder auftupfen.
- In einem Badezusatz aus Lavendelsud oder Lavendelöl oder 6 Tropfen ätherischem Öl entspannen wir in Stresssitutation oder muskulären Beschwerden.
- Wir können auch Badesalz aus Meersalz und getrockneten Lavendelblüten oder wenigen Tropfen ätherischen Lavendelöls ansetzen.
- Lavendeltinktur gegen Gelenkschmerzen setzen wir mit mindestens 40%-igem Alkohol an und tragen die Tinktur tropfenweise auf die schmerzenden Gelenke auf.
- Räucherbündel aus Lavendelkraut verbessern die Luft und vertreiben Insekten.