Im antiken Griechenland galt Petersilie als heilige Pflanze. Ich bemühte mich, sie anzuhimmeln. Jedoch gelang mir ihr Verbleib in meinem Garten erst nach mehreren Anläufen.
Petersilien Anzucht
Erst als ich dem Rat der Kusine befolgte, hattte ich Erfolg. Ich nahm also die Aussaat im Balkonkasten vor! Zuerst säte ich im Kasten aus. Das „Vorziehen in Töpfen“ können wir schon im Januar machen. Dann stellen wir den Balkonkasten oder auch einen Topf mit der Aussaat auf die Fensterbank zum Keimen. Die günstigen Temperaturen dafür liegen bei Zimmertemperatur bzw. rund 22 Grad. Dabei halten wir die Erde feucht, lassen sie aber nicht im Wasser schwimmen. Dies würde Schimmelbildung begünstigen.
Der Auszug der Pflänzchen in die Aprilfrische ist damit gut vorbereitet. Die wertvollen Pflanzen können wir somit erfolgreich früh in die Beete bringen. Vorerst halten wir sie unter einer Abdeckung geschützt. Wenn sich der Boden erwärmt hat, nehmen wir büschelweise die fingerhohen Pflänzchen und setzes sie in das halbschattige Beet. Der Einpflanzmonat ist normalerweise der April.
Glatte Petersilie
Bei mir im Garten wächst nun die würzigere Variante, die glatte Petersilie. Die krause Petersilie ist allerdings die bekanntere Art. Sie wurde gezüchtet, um Verwechslungen der glattblättriggen Petersilie mit der giftigen Hundspetersilie zu vermeiden.
Den frischgrünen Pflanzbüscheln gefällt es jetzt bei mir so gut, dass sie sich sogar im Winter knackig gesund zeigen. Ich stelle fest: Petersilie ist winterhart. Das ist gut so. Man sagt, dass schon 30 g Petersilie pro Tag den Vitamin C Bedarf decken. Dafür müßte ich allerdings rund 15 Stiele in meinen Mund schieben.
Pflanzenpflege
Die Pflanze ist ein Doldenblütler. Sie wird nur 20 bis rund 50 cm hoch. Eine frische Umgebung und ein nährstoffreicher Boden sagen ihr zu. Unter meinem Bambus hält sich das Gießwasser besser als auf dem sonnenbeschienenen Sandboden Brandenburgs. Auch der Dünger für den Bambus kommt so an die Wurzeln plus die mäßig verteilten Hornspäne als Langzeitdünger. Bekommt sie im frostfreien Februar zusammen mit den anderen Gartenpflanzen den übriggebliebenen Vorjahresdünger für Tomaten zugeteilt, gibt ihr dies einen Vitaminbooster nach dem Wintertrübsinn.
Standortwechsel
Die Freude am Kraut sollte man genießen, denn es bleibt nur eine begrenzte Zeitlang am selben Standort. Petersilie sollte sich alle zwei Jahre ein neues Terrain erobern. Am selben Ort wird sie nur im Abstand von vier Jahren angebaut. Das, was beim Menschen Krisen auslöst, ist bei ihr normal: Sie ist mit sich selbst unverträglich. In mir findet sie einen Unterstützer. Ich sorge regelmäßig für Nachschub.
Petersilien Ernte
Normalerweise ist Petersilie im Frühsommer erntereif. Vor allem in den vorgezogenen Wärmephasen durch die Klimaveränderung registrieren wir aber eine vorgezogene Erntemöglichkeit. Einzelne Stiele können wir sowieso das ganze Jahr über vom wintergrünen Kraut entnehmen.
Vom Kraut pflücke ich die Blätter von außen nach innen, damit sie gut nachwachsen können.
Wir ernten bis zum Blühbeginn, der im Frühsommer liegt. Dies trifft allerdings erst ab dem 2. Jahr zu, denn sie ist ein zweijähriges Kraut und blüht erst im 2. Jahr. Mit Blühbeginn verzichten wir besser auf die Blatternte, da die Blätter dann Apiol bilden, was giftig ist. Nach der Blüte kann dann wieder sogar im Winter geerntet werden.
Anbauvielfalt
Petersilie schaut gern vom Balkon oder aus dem Fenster. Mit der Aussaat im Topf oder im Balkonkasten kommen wir in den Genuss der gesunderhaltenden Wirkungen. Dann allerdings sollten wir beachten, dass die nördliche Himmelsrichtung nicht der bevorzugte Standort ist.
Wer in der glücklichen Lage ist, zu viel des Krautes zu haben, dem hilft der Tipp meiner Freundin: Einfrieren!
Zum Einfrieren tupfen wir die gereinigten Blätter mit Stiel vorsichtig trocken. Ungeschnitten, nur als kleine Sträusschen zusammengelegt, kommen sie portioniert in den Gefrierbeutel. Damit ist der Vorrat für den jeweiligen Bedarf anwendungsbereit. ABER, das Kraut will nicht mitgekocht werden! Dann verliert es sein Aroma.
Volksnamen
Im Süden Deutschlands wird es Peterle oder Peterling benannt.
Ich erinnere mich an die Erzählungen der Alten. Da stand das Kraut als Synonym für die Würze im Eheleben. Nach 12 1/2 Jahren feiert ein Ehepaar die Petersilienhochzeit. Sind dann auch noch Gäste geladen, überreichen sie dem Paar Petersiliensträuße. Würze soll – nun wieder? – in das Eheleben einkehren.
Soweit, so nett. Mein Denken kreist dann allerdings noch um einen weiteren Volksnamen des Krautes: Geilwurz. Der Glaube an die magischen Kräfte spielt dabei wahrscheinlich eine gewisse Rolle.
Fakt ist, dass es auch Blutreiniger heißen könnte. Dies verdanken wir den wirksamen Anteilen an Chlorophyll und ätherischen Ölen.
In der Volksmedizin war Petersilie schon lange Zeit vor allem bei Wassersucht eine wertvolle Heilpflanze. Ihr Verzehr oder das Trinken von Tee regt die Nierentätigkeit an.
Auch „weibliches Hausmittel“ wird es genannt, da es bei Menstruationsbeschwerden lindernd wirkt.
Unsere Körperkraft stärkt der Verzehr des Krautes ebenso. In der Zeit der römischen Cäsaren wußte man dies schon. Die Gladiatoren aßen die Stängel, bevor sie zum Siegen in die Arena gingen. Vielleicht auch, um dem Löwen mit besonderer Strahlkraft ins Auge zu schauen.
Inhaltsstoffe
Alle Welt kann gut sehen, sobald sie Petersilie gegessen hat. Das Geheimnis wird offensichtlich, wenn wir auf die Inhaltsstoffe schauen. Im Kraut ist ein hoher Anteil Vitamin A enthalten. Dieses Provitamin, das im Körper zum Vitamin umgewandelt wird, stärkt die Sehkraft.
Was kann es noch? In den für uns angemessenen Portionen wirkt sich der Verzehr bei erhöhtem Blutzucker regulierend aus.
Medizinisch wertvoll ist die Wurzel. Bei Blasenschwäche und Harnwegsentzündungen wird sie als Tee verwertet.
Petersilie hat vielfältige Kräfte. Wichtige Mineralstoffe wie Eisen, Zink, Kalium und Kalzium gibt sie uns. Die Flavonoide wirken gefäßstärkend und senken den Blutdruck. Das Vitamin E sowie Gerbsäure runden das Wirkungsspektrum ab.
Wenn mit das Petersilienwasser jetzt noch meine Sommersprossen und Altersflecke wegwäscht, ist sie mein Kräuterstar.
Küchenkraut Petersilie
Petersilie steht uns frisch oder verschiedenartig konserviert das ganze Jahr über zur Verfügung. Und das ist gut so! Denn es ist so vielseitig einsetzbar, dass es in keiner Küche fehlen sollte.
Als Küchenkraut verwende ich es unter anderem für Petersilienkartoffeln oder für Eier in Petersiliensauce. Wir können es aber auch als Sauce wie Pesto aus Basilikum verarbeiten und in jede weiße Sauce als Garnierung hineinstreuen. Das Petersilienpesto soll neben der Verdauungshilfe auch der Haut zur Reinigung verhelfen. Und wer dann feststellt, dass er zu viel vom Knoblauch genascht hat, dem verhilft Petersilie wieder zu frischem Atem.
Eine bekannte deutsche Soße kommt ohne das Kraut nicht aus: Frankfurter Grüne Soße. Ich füge das Rezept an.
Den Brandenburg-Berliner Kartoffelsalat offeriere ich als weiteres Rezept. Die gängige Variante in meiner Heimatregion wird mit Petersilienwürze und als Beilage zu Würstchen oder Bouletten gegessen. Familienbedingte Abweichungen gibt es jedoch immer.
Krautgeschichten
Für meine Verwandtschaft war Gartenarbeit normale Versorgungsarbeit. Kräuter wuchsen da mal so nebenbei zur Verwendung in Suppen und Soßen, oder auch als Salatbeigabe. Wenn der Salat dann mit der krausen Petersilie dekoriert war, fragte die Tante mit nie ermüdender Vehemenz bei der Familienfeier: „Wisst Ihr, wie der Bruder von Peter Silie heißt?“ Und vermeintlich klug riefen wir ihr zu: „Jaaa! Er heißt Klaus Silie!“ Damals war´s.
Und dabei haut das gar nicht hin: Die Saga geht, dass sich der Junge Peter mit dem Mädchen Silie verband. Herauskam Peter als Wurzel und Silie als Blattwerk. Erst durch die Vereinigung entstand PeterSilie.
Denke ich weiter an meinen Heimatort, standen die Einwohner dieser jahrhundertealten Pflanze wahrscheinlich auch anderweitig nahe. Beim Marktplatz gab es eine „Petersiliengasse“. Die wurde zur Spielstraße umgewandelt. Wir Kinder fuhren dann mit Rollschuhen, die damals noch Betonräder hatten, stundenlang einem dort wohnenden älteren Ehepaar die Nerven platt.
Mystische Petersilie
Wenn dem älteren Ehepaar die Geschichte vom Hexenkraut zu Ohren gekommen war, dann wünschten sich die beiden sicher, mit den Hexen im Bund zu sein. Mit einem Fingerschnips und dem Herumwedeln von Petersilienkraut hätten sie uns leicht verschwinden lassen können. Schließlich soll das Kraut ja mystisch und magisch sein. Hexende Kräuterweiber sollten es angeblich zur Flugsalbe verarbeitet haben.
Aber die Magie rankt sich auch um die Fähigkeit, im Liebestrank wirksam zu werden. Er wirkt. Wohlgemerkt beim Mann. Eine schwangere Frau hat das Nachsehen: Beim Verzehr einer entsprechend großen Menge regt das ätherische Öl Apiol die Gebärmutter an und kann vorzeitige Wehen auslösen.
Nach der Geburt dann regt Petersilie die Bildung von Muttermilch an.
Vorsicht ist bei Herz- und Nierenerkrankungen angesagt: Petersilie soll hierbei gut dosiert verwendet werden. Am besten wird ein Arzt konsultiert.
- Wurzeln und Samen können zur Herstellung von Tinkturen verwendet werden.
- Zur Linderung von Zahnschmerzen zerstampft man Petersilienblätter mit Salz und Öl zu einem Brei und reibt die schmerzende Stelle ein.
- Als Tee gut dosiert helfen Petersilienwurzeln und Kraut bei Blasenentzündungen. Auch als Entwässerungskur oder Frühjahrskur eignet sich der Tee zum mehrmaligen Tagesgebrauch.
- Preßsaft aus den Wurzeln kauft man im Reformladen und kann ihn als Blutreinigungskur täglich mit 3 Teelöffeln nach dem Essen trinken.
- Gegen Mundgeruch, auch nach Knoblauchgenuss, hilft es, frische Petersilienblätter zu kauen.
- Wollen wir eine Entwässerungskur machen, bietet sich Petersilientee an. Er nennt sich Petersilienwasser. Blätter und Wurzeln werden dafür überbrüht, ziehen gelassen und täglich mehrmals getrunken.
- Bei Insektenstichen hilft es, die Blätter zu zerkleinern und auf die schmerzende Stelle aufzustreichen.
- Ein Umschlag aus zerriebenen Blättern wirkt antiseptisch bei kleinen Wunden, auch bei Verstauchungen und Quetschungen.
- Aus Wurzeln und Blättern können wir einen Umschlag gegen Insektenstiche, aber auch gegen Schuppen auflegen.