Namensgebung
Rosmarin wird voller Ehrfurcht auch „Tau des Meeres“ genannt. In den Ländern rings um das Mittelmeer siedelt er. Bewahrt hat er sich den starken Pinienduft auch in unseren nördlichen Ländern. Er gaukelt uns vor, wir sind in den Pinienhainen unterwegs, die sich vom Meer ansteigend über sonnige Landschaften ziehen.
Träumerisch wird es, wenn wir uns diese Landschaft als Umgebung für ein wandelndes Brautpaar vorstellen. Denn Rosmarin heißt auch Brautkraut oder prosaisch Hochzeitsblümchen. Seit uralter Zeit schon ziert Rosmarin die Bräute. Er ist Symbol für ewigwährende Liebe, eine Liebe, die frisch-grün bleibt, denn Rosmarin ist immergrün.
Im fortgeschrittenen Ehealltag hilft vielleicht auch ein gemeinsames Bad zum Ausgleich gegensätzlicher Interessen. Schließlich erfreut uns Rosmarin nicht nur durch seinen erfrischenden Beitrag, sondern gibt sich auch großzügig als „wärmendes Mittel“.
Rosmarins Speerspitzen
Konzentriert hat das Kraut seine heilenden Kräfte in den Hunderten von Speerspitzen, die an seinen Holzzweigen aufgesteckt emporwachsen. Die Blätter sind tiefgrün und glänzend und tragen auf der Unterseite eine weißgraue filzige Schicht.
An den Rändern sind sie zurückgerollt. Sie sehen eher aus wie Tannennadeln denn wie Blätter, eben wie Speerspitzen.
In seiner Wachstumsphase kann er bis zu 2 Meter hoch werden. Da höre ich schon wieder, wie mein Mann verschreckt die Worte hervorgepresst: Der ist ja so groß geworden. Wird der noch größer?
Inhaltsstoffe
Sowohl Duft als auch Kraut regen an.
Der markante Duft des Rosmarins rührt von den ätherischen Ölen her. Warum ist das so? Wie können uns Düfte helfen? Weil die Duftmoleküle in dem limbischen System unseres Gehirns einziehen. Dieser Hirnbereich ist der Gefühlsbereich, auch der Bereich, in dem sich unser Erinnerungsvermögen befindet. Also lösen die Düfte entsprechend ihrer Inhaltsstoffe Gefühle oder Erinnerungen aus.
Reich an ätherischen Ölen sind vor allem Lippenblütler, wie Salbei, Thymian und eben Rosmarin. Im Fall des starken Rosmarinkrautes sind dies Cineol, Eugenol, Kampfer, Pinen, Thymol und andere. Sie wirken sogar antidepressiv. Die ätherischen Öle werden inhaliert und damit über die Lunge ein- und ausgeatmet. So sind sie im desinfizierenden Kreislauf eingebunden.
Zusätzliche heilsame Inhaltsstoffe des Rosmarins sind Bitterstoffe, Flavone, Gerbstoffe, Harze, Saponine und andere. Auch die für uns wichtigen Mineralstoffe Kalium, Kalzium, Magnesium, Natrium und Phosphor tragen die Blätter in sich.
Früher wurden und heute werden die ätherischen Öle des Rosmarins für die Parfümherstellung genutzt. Der würzige Geruch passt gut zu Herrenparfüms.
Wirkung
Während Lavendel uns in den süßen Schlaf wiegt, weckt Rosmarin unsere Kräfte für den Tag. Wir rücken auch einer Erschöpfung zu Leibe, wenn wir ihn als Tee trinken. Denn dies kurbelt unseren Blutdruck an. Ich habe schon öfter den Kaffee weggelassen und dafür Rosmarintee geschlürft. Auch als Kraut gegen Kopfschmerzen ist Rosmarin bekannt.
Noch ein Grund, warum dieser Strauch nicht mehr von mir gehen darf: Rosmarin stärkt das Gedächtnis und fördert die Konzentration. In der Duft-Beschreibung der ätherischen Öle der Aromatherapie wird er als „Duft, der die Lebensgeister weckt“ beschrieben.[1]
Über die Haut als unser größtes Organ werden die ätherischen Öle bei Massagen und Einreibungen aufgenommen. So regt Rosmarin äußerlich angewandt die Durchblutung von Lymphe, Blut, Herz und Nebenniere an.
Hinzu kommt eine wärmende und schmerzstillende Wirkung durch den Reiz. Wenn ich von der Gartenarbeit verbogen und muskelverzogen ins Zimmer schlürfe, reibe ich mich mit dem Rosmarinöl ein. Nacken, Rücken, Armen und Beinen helfe ich, wieder gut durchblutet zu werden.
Sogar bei rheumatischen Beschwerden und Nervenschmerzen lindert das Kraut.
Ernte
Viele Jahre lang können wir den immergrünen Strauch beernten. Seine wertvollen Ingredienzen verarbeite ich vom Frühjahr bis zum Herbst. Im Winter lasse ich ihn ruhen.
Den höchsten Gehalt an ätherischen Ölen hat Rosmarin während der Blüte, also vom Mai bis Juni. Dann lockt er als Lippenblütler die vielen Insekten an. Als Nachbarpflanze verträgt er sich gut mit Salbei, Thymian oder Bohnenkraut als Nachbarn. Sie sind ebenfalls Lippenblütler und haben einen ebensohohen Anteil an ätherischen Ölen.
Ist kein Garten in Sicht, können wir auch einen Topf in Sichtweite auf das Fensterbrett oder die Blumenbank stellen. Das Gewürzkraut ist so sparsam, dass wir ein paar Zweige davon sogar noch trocknen können.
Anwendung
Rosmarin wirkt sehr intensiv. Darum sollen sowohl die Blätter, aber erst recht das ätherische Öl wohldosiert eingesetzt werden. Die Anwendung soll jeweils nur einige Tage dauern.
Seine Wirkstoffe hemmen Entzündungen, lösen Krämpfe, stillen Schmerzen und entspannen. Sie sind antibakteriell und pilztötend (antimykotisch).
Habe ich es mir wieder einmal mit Rosen und Berberitzen angelegt und die Quittung durch Risse in der Haut bekommen, weiß ich, dass Rosmarin mir helfen kann. Ich mache mir einen Umschlag, der mit dem Sud des Krautes getränkt ist, und den ich auf die Wunden lege.
Auch bei schlecht heilenden Wunden und Ekzemen wurde Rosmarin schon früher eingesetzt.
Als Antiseptikum wird er auch im Magen-Darm-Trakt eingesetzt sowie für die Atemwege.
In der Schwangerschaft soll das ätherische Öl des Rosmarins nicht verwendet werden; es wirkt menstruationsfördernd.
[1] Lernkarten Aromatherapie Ätherische Öle, von Braunschweig/M. Werner, Haug Verlag, 2013, Karte 35.1 Rosmarin Cineol
Rosmarin innerlich als Tee getrunken oder an Speisen gegeben stärkt unser Immunsystem und erhöht unsere Konzentrationsfähigkeit.
- Zur anregenden Wirkung einen Teelöffel Rosmarinblätter pro Tasse 10 Minuten ziehen lassen und dreimal täglich vor oder nach den Mahlzeiten trinken. Rosmarintee reinigt den Magen und hilft der Verdauung.
- Rosmarintee zum Gurgeln ansetzen; er wirkt auch bei Mundgeruch.
- Während der Menstruation stärkt Rosmarintee durch die anregende Wirkung auf die Blutgefäße.
- Rosmarintinktur mit Honig oder Zucker 2-3 mal täglich einnehmen. Rosmarinhonig mit einigen Blättern Rosmarin angesetzt und nach vierwöchiger Einwirkzeit unter vorsichtigem Erwärmen ausgesiebt, unterstützt er die Atemwege und hilft der Verdauung.
- Rosmarinsalz mit kleingehackten Rosmarinblättern ein paar Wochen ziehen lassen.
- Rosmarinöl erhält man durch die Zugabe ganzer Blätter oder kleiner Zweige in das Öl; es wird vier Wochen an einen warmen Ort stehengelassen. Es kann als Würzöl oder auch als Massageöl verwendet werden.
- Rosmarinwein wirkt herzstärkend.
- Rosmarin auskochen und als Umschlag/Kompresse zur Wundheilung auflegen. Dazu wird eine Handvoll im Verhältnis zu einem Liter Wasser 10 Minuten ausgekocht und anschließend durchgesiebt.
- Öl aus Rosmarinblättern kann bei Muskelschmerzen und Rheumatismus auf der Haut verteilt werden. Auch als Durchblutungshilfe im Alter oder bei chronisch kalten Füßen oder Händen können Rosmarinbäder und Einreibungen helfen.
- Eine Tinktur hilft bei Gelenkschmerzen und lindert Muskelverspannungen; sie wird mit den in Alkohol eingelegten Rosmarinblättern selbst hergestellt.
- Räuchern mit Rosmarin geht auch: Der Rauch belebt, kann bei Depressionen helfen, gilt als herzöffnend, auch als aphrodisierend.
- Als anregendes Bad kommt ein Sud aus Rosmarin oder die tropfenweise Zugabe von ätherischem Öl ebenfalls in Betracht. Es regt die Durchblutung und den Kreislauf an. Ätherisches Öl ist nicht wasserlöslich, sondern muss mit Fett gemischt werden. Darum 10 Tropfen ätherisches Öl mit Milch oder 2 EL Sahne vermischen und ins Bad geben.
- Rosmarinsud mit warmem Wasser gemischt als abschließende Spülung nach der Haarwäsche reduziert Schuppen und regt das Haarwachstum an.
- In der Kosmetikindustrie wird Rosmarin für Seifen, Shampoos und Parfüm verwendet.