Der Schnittlauch! Wieder so ein Schlingel, der es nicht abwarten kann und an die Sonne strebt. Aber auch wir Menschen können bei seinem Erscheinen aufatmend sagen: Der Frühling ist endlich da! Wie gut, dass er so ungeduldig ist. Erst schob er sich, dann reckte er seine Hälmchen, dann setzte er den Punkt: Frühling! Ostara, die Frühlingsgöttin hat ihn geweckt.
Die Pflanze
Die röhrigen, stielrunden Lauchblätter treiben aus der kleinen Zwiebel aus. Kaum sind die kalten Nächte vorüber, sprießen sie rund 15 cm hoch. Weißliche Häute liegen dann noch wie Mützchen über den Spitzen.
Gepflanzt habe ich ihn als Umrandung um die Beete. Irgendwo hatte ich irgendwann gelesen, dass Schnecken keinen Lauchgeschmack mögen. So konnte ich die lästigen Schleimkriecher an wesentlichen Stellen reduzieren.
Bereits Mitte April setzt der Schnittlauch dieses Jahr seine lilafarbenen Bommeln auf. Normal wäre dies ab Mai bis September. Bis zum Aufblühen umhüllen sich die Scheindolden mit einer schützenden Haut. Wenig später entwickeln sich rund 30-40 rosa-violetten Blüten zu einer altrosafarbenen Blütenkugel. Kleine Blütenbälle schaukeln nun bei jedem Windzug über die Schnittlauchbüschel. Perigonblätter heißen die vielfachen Blüten. Sie tragen einen dunklen Mittelstreifen. Dies wird unter einer einfachen Blütenhülle ohne Unterscheidung in Kelch und Krone verstanden. So finden wir dies auch bei Tulpen und Magnolien.
Der blühende Schnittlauch
Wenn dieses Entwicklungsstadium eintrat, sagten die Alten meiner Verwandtschaft, dass es mit dem Schnittlauchschneiden vorbei sei. Die Stängel seien dann hart und der Lauchhalm könne bis zum Abblühen nicht mehr geerntet werden. Ich sage, die Weisheit wächst mit jedem Halm: Jedes Bällchen auf Stängeln ist essbar! So scharf ist es, dass es mit scharfem Rettich mithalten kann. Zu dem Wirkstoff des Lauches, dem Allicin, fügen sich die fokussierte Schärfe und der Vitamingehalt jeder einzelnen Miniblüte.
Samenbildung
Wer geduldig ist, kann die Blüten stehen lassen bis sie reifen. In jedem kleinen Blütenkelch bildet sich ein kleiner schwarzer Samen, ähnlich dem Schwarzkümmelsamen. Diese Samen sind ebenfalls verwertbar in Speisen oder können als eigenes Saatgut gesammelt werden.
Küchenkraut
Wir sollten also keinen blühenden Schnittlauch negieren. Besser legen wir die Blütenköpfe entweder in Salz ein oder schnippeln sie in Salate oder streuseln sie in Suppen.
Als rohes grünes Kraut wird Schnittlauch üblicherweise als Salatwürze verwendet. Es ist zwar ein Zwiebelgewächs, aber beim Schnittlauch wird nur der oberirdische Teil geerntet, die Zwiebel verbleibt im Boden. Als grüne Streusel verteilen wir die gesunden Inhaltsstoffe über Suppen und Soßen. Einen erfrischenden Anblick dürfen wir allemal genießen.
Nur Hitze mag er nicht. Beim Mitkochen verflüchtigen sich die Inhaltsstoffe.
Für einen Zwischendurch-Snack schneiden wir die 1cm-lange Röllchen und streuseln sie auf das Butterbrot. Schon haben wir ein sogenanntes Vesperbrot.
Damit sich die kleinen Lauchhorste wieder auffüllen und nachwachsen können, schneiden wir die Röhren von der Pflanze aus gesehen von außen nach innen ab.
Inhaltsstoffe
Im Lauch, auch in der Blüte, steckt jede Menge Vitamin A und C, Senföl, auch Eisen, Kalium und Phosphor. Das ätherische Öl wirkt antibakteriell und unterstützt die Beseitigung von Bakterien im Magen- und Darmtrakt. Die kleinen Röhren helfen bei Gicht, Darmentzündung, Blähungen, selbst bei Husten. Wie alle Laucharten, wirkt es blutreinigend und entzündungshemmend.
Mit dem Verzehr von Schnittlauch unterstützen wir den Körper im Kampf gegen Bakterien, wie Salmonellen, die im ungünstigen Fall in der Nahrung sind und Durchfall verursachen können.
Und wenn der Mann – oder die Frau – gut im Saft steht, dann kommt es der Familienbildung zugute. Das wusste man schon seit Jahrhunderten, denn Schnittlauch galt als Fruchtbarkeitsmittel. Heute wissen wir, dass er wie alle Allium-Arten (Laucharten wie auch Knoblauch, Bärlauch) den Blutdruck senkt und verdauungsfördernd wirkt. Der Verzehr des Lauches hält die Gefäße gesund, reinigt das Blut und wirkt bei Husten schleimlösend.
Dennoch gilt: Maß halten! Zu viel Kraut könnte zu Durchfall oder Verdauungsbeschwerden führen. Aber man muss ja nicht alles auf einmal verbrauchen. Hat man auf Balkon oder im Garten zu viel zu schnell gewachsenes Kraut, kann man Schnittlauch in Gefrierbeutel einfrieren. Getrocknet verliert er sein Aroma.
Volksmedizin
Den Trick mit der Ausnüchterung hatte ich noch nicht nötig, doch kundtun möchte ich ihn dennoch: Nach zu viel Alkoholgenuss soll Schnittlauch ausnüchternd wirken.
In der Volksmedizin wird ihm eine weitere Wirkung zugesprochen: Er soll gegen Melancholie wirken. Ich verbinde diesen Glauben mit der Vermutung, dass die Frühjahrsmüdigkeit durch seinen Verzehr bekämpft wird und der frische grüne Austrieb hoffnungsfroh stimmt.
Krankheitsfall
Einen Schaden musste ich beim Schnittlauch voriges Jahr registrieren: Roter Rostpilz. Die Lauchstängel eines Teiles der Horste waren rot befleckt. In dem Fall sollen die Stängel abgeschnitten und im Müll entsorgt werden. Tritt der Pilz wieder oder stärker auf, muss die ganze Pflanze beseitigt werden.
Schnittknoblauch
Den großen Bruder des zarten Schnittlauchs habe ich ebenfalls an den Beetrand gesetzt. Es ist der Schnittknoblauch. Seine Halme ähneln dem Gras, sind aber glatt, nicht eingerollt. Er wird in der asiatischen Küche vielfach genutzt. Auch er wächst aus einer Zwiebel hervor. Seinen Geruch nehme ich vehement wahr, wenn ich nahe der Pflanzen im Beet arbeite. Schnell nimmt er eine kompakte Reihe ein, die sich gut als Beetumrandung eignet. Allerdings sind die Halme rund 30 Zentimeter hoch und legen sich bei Regen erschlafft auf die Seite.
Ich verwende ihn eher zum Kochen, da die Halme zum Rohverzehr zu fest sind.
Er kann als Salzmischung gut konserviert werden, auch als Kräuterbutter.
In Suppen gestreut, im Bratei verwendet, oder auch in Bratgerichten und Marinaden habe ich ihn schon genossen.
Die Insekten erfreuen sich ebenfalls über die weißen flummigroßen Blütendolden.
- Schnittlauch ist ein ideales Küchenkraut.
- Zum Teeaufbrühen eignet er sich nicht.
- Über nahezu alle frischen Salate kann das geschnittene Lauch gestreut werden.
- Auch an Kartoffelgerichte passt es vorzüglich. Ins Kartoffelpüree oder in Saucen gegeben, peppt das Kraut geschmacklich und farblich auf.
- Als „fines herbes“ ist er in der französischen Küche mit Petersilie, Kerbel und Estragon zu finden.