Eine Suppe ist ein Seelenwärmer. Mit der Suppe aus der Kindheit werden wir geerdet, wenn der Sturm des Lebens so heftig bläst, dass er uns entwurzeln will. Das Kraut in der Suppe bringt uns den Duft der Küche zurück, in der die Familie am Eßtisch saß. Und ist der Magen gut gepolstert, kann der Geist selig lächelnd entspannen. So geht das auch mit der Brandenburg-Berliner Kartoffelsuppe mit Majoran.
Viele Variationen gibt es, ich weiß.
Brandenburg-Berliner Kartoffelsuppe mit Majoran, wie ich sie kenne und zubereite folgt:
Zutaten für 4-6 Personen
Ein mittelgroßer Topf mit Rindfleischbrühe, da sie herzhaft und kräftigend schmeckt und zu Kartoffeln paßt. Wer lieber fleischlos ist, nimmt Sellerie in die Gemüsebrühe, auch Liebstöckel, das verstärkt den würzigen Geschmack. Die Zwiebel legen wir für einige Minuten auf eine fettlose Pfanne, damit die Röstaromen entwickelt werden.
Für einen mittleren Topf brauchen wir rund 8-10 mittelgroße mehlig kochende Kartoffeln. Mehlig-kochend, weil sie die Suppe sämiger machen. Weitere Zutaten sind 1 Bund Suppengrün, 1 große Zwiebel, 1 Eßlöffel Majoran. Dazu reichen wir meist warme Bockwürste und Senf.
In der mit Suppengrün gekochten Rindfleischbrühe setze ich die Kartoffeln an. Auch Brühe im Glas gibt es zu kaufen, oder, wer kein Fleisch mag, nimmt Gemüsebrühe. Die Zwiebel röste ich auf der Pfanne ohne Fett einige Minuten an. Sie würzt die Brühe intensiver.
Zubereitung
Ein Kännchen mit Brühe stelle ich zurück. Falls die Suppe zu dickflüssig wird, kann ich ein wenig Brühe nachgießen und sie dünner machen.
Passend – oder unpassend – ging in unserer Verwandtschaft der Spruch: „Hol mal nen Eimer Wasser. Gäste kommen.“ Das ist ein Scherz. Denn unsere Verwandtschaft war und ist die gastfreundlichste, die man sich vorstellen kann.
Habe ich meine Rinderbrühe mit dem Suppengrün selbst angesetzt, verwende ich die besten Teile des gekochten Suppengrüns und schneide sie in die Kartoffel-Rinderbrühe hinein. Das Gemüse des Suppengrüns hat die Brühe aufgenommen und gibt den Geschmack nun an die Suppe ab.
Vorsicht ist geboten, wenn kein Sellerie vertragen wird. Im Bund des Suppengrüns ist immer ein Stück Sellerie!
Nach rund 15 Minuten auf mittlerer Flamme oder Kochstufe sind die Kartoffeln weich.
Mit dem Kartoffelstampfer zerkleinere ich die Kartoffeln grob. Brühe fülle ich nach bis die Suppe den gewünschten Flüssigkeitsgrad erreicht hat. Den Eßlöffel Majoran füge ich hinzu und lasse alles kurz köcheln. Die Würzkraft des Majoran verstärkt sich beim Kochen.
Nun ziehe ich den Topf von der Flamme oder der Herdplatte. Mit dem Pürierstab püriere ich die Kartoffelsuppe breiähnlich. Wer es mag, belässt die Kartoffelsuppe mit den Stücken, zerkleinert nur grob, püriert gar nicht.
Nach dem Abschmecken mit Salz, Pfeffer, Rosenpaprika kann mit Majoran nachgewürzt werden. Zur Geschmacksentfaltung wird alles noch einmal kurz geköchelt.
Suppen Familienessen
In unserer Verwandtschaft aßen wir Suppe als Mittagessen auf jeden Fall am Sonnabend. Das war der Tag, an dem alle Familienmitglieder mit der Vorbereitung des Sonntags beschäftigt waren. Natürlich wurde kein Braten oder keine Fleischkost gereicht. Bockwürste waren eine Ausnahme. Sie wurden im Topf zeitgleich zur Suppe warm gemacht und zusammen mit Senf auf den Tisch gestellt.
Früher gab es in der Brandenburger Region viel Landwirtschaft, in der auch Senf angebaut wurde. Neben Bautzen produzierten Jüterbog und Berlin ihre eigenen Senfsorten. Sie hatten sich einen guten Namen gemacht.
Andere Zugaben konnte es ebenso geben, waren dann aber ein Zusatz-Kick. Omas Tipp war: Sauerkraut in die Mitte des Tellers mit Kartoffelsuppe drapieren! Superfood! Denn Sauerkraut hilft bei der Verdauung, Majoran ebenfalls. So erwärmt die Suppe unsere Mitte und bringt einen runden Tag.